Raus aus der Smartphone-Falle: Wie du als Mutter deine Zeit zurückeroberst und dich von der Sucht befreist

Raus aus der Smartphone-Falle: Wie du als Mutter deine Zeit zurückeroberst und dich von der Sucht befreist

Tina Lauer

21. Juli 2023

Ich machte Schluss!

Es war kurz vor der Geburt meines Sohnes. Die letzten Wochen lag ich fast nur noch auf der Couch oder im Bett, weil jede Bewegung schmerzte und furchtbar anstrengend war. In dieser Zeit war mein Smartphone mein bester Freund. Es schenkte mir Nachrichten von Freundinnen, hielt mich über die Welt auf dem Laufenden, zeigte mir das Wetter und spielte Musik ab. Über Facebook nahm ich nach wie vor am Leben der anderen Teil. Das war super. Zumindest eine Weile lang. 

Doch irgendwann merkte ich, dass ich permanent nach meinem "Freund" griff: Um zu schauen, ob ich eine Nachricht bekommen hatte, um die Wetter-App zu checken oder um einfach nur in Facebook rumzuscrollen. Sicher, ich hatte das Smartphone auch vor dieser Zeit schon ziemlich häufig in der Hand. 

Aber erst jetzt fiel mir auf, dass ich ohne sinnvollen Zusammenhang zum Smartphone griff. Einfach nur, weil ich nicht wusste, was ich sonst mit meiner Zeit anfangen sollte. Ich erschrak! Auf einmal sah ich Bilder von mir mit dem Baby an der Brust, während ich auf dem Ding rumdaddelte. Ich sah mich den Kinderwagen schieben und nicht mitbekommen, wie mein Kind Blickkontakt mit mir suchte, weil ich auf mein Smartphone starre. Ich sah meinen Sohn, der mir ein gemaltes Bild zeigen will aber gegen meine Smartphone-Sucht keine Chance hat. 

Mein "Freund" war in Wirklichkeit kein Freund!

Er war ein narzisstischer und selbstverliebter Zeitfresser!

 

 

Doch bevor ich dir erzähle, wie ich meinen Smartphone-Konsum in den Griff bekommen habe, möchte ich dir ein paar spannende Fakten zum Smartphone- und Social-Media-Konsum aufzeigen:

5 gute Gründe, warum du deine Smartphone- und Social Media-Sucht dringend in den Griff bekommen solltest:

  1. Das Smartphone frisst deine Konzentration: Wir glauben, dass es nichts ausmacht, wenn wir "mal schnell" eine Twitter-Nachricht checken oder durch unseren Facebook-Feed scrollen und dann wieder zurück zu unserer eigentlichen Tätigkeit gehen. Doch Studien haben gezeigt, dass es dann bis zu einer halben Stunde dauert, um wieder zu unserer vollen Konzentration zurückzukehren! Selbst wenn das Handy ausgeschaltet (!) neben uns auf dem Tisch liegt, können wir uns schlechter auf unsere aktuelle Tätigkeit konzentrieren. 
  2. Smartphone und Social-Media machen dich krank: Nicht nur durch die Ablenkung, sondern auch viele weitere Aspekte führt eine Smartphone-Nutzung von mehr als zwei Stunden täglich zu Depressionen, wie zahlreiche Studien belegen. Es fängt schon in der Jugend an. Eine britische Studie fand heraus, dass Mädchen, die im Alter von 13 Jahren bereits täglich mehr als drei Stunden auf Facebook unterwegs waren, mit 18 die doppelte Chance hatten, an einer Depression zu erkranken. Mehr als drei Stunden Nutzung eines elektronischen Geräts (z.B. Smartphone) erhöht bei Jugendlichen sogar um 34 % das Risiko für Selbstmord-Gedanken
  3. Du kannst nicht mehr ohne dein Smartphone: 2021 nutzten bereits 63 Millionen Menschen in Deutschland (also 77.9% der Bevölkerung) jeden Tag im Schnitt mindestens 3 Stunden und 49 Minuten ihr Smartphone. Viele von ihnen wiesen mindestens eine mittelschwere "Nomophobie" auf - also der Angst davor, vom Handy getrennt zu sein! Sie reagieren dann nervös, genervt oder sogar panisch. Viele von ihnen haben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie nicht in der Nähe ihres Smartphones sind oder/und auf Social-Media (FOMO). Besonders Frauen sind von Nomophobie und FOMO betroffen - vermutlich, weil sie ein höheres Bedürfnis haben, Beziehungen übers Smartphone aufzubauen und zu erhalten. 
  4. Du wirst zur fremdbestimmten Marionette: Social-Media-Entwickler nutzen unsere schwachen Momente aus und konditionieren uns, das Smartphone regelmäßig zu checken. Die großen Tech-Unternehmen haben kein Interesse daran, unsere Sucht zu verringern. Eine spannende Redewendung besagt: "If you're not paying for the product, then you're the product". Wie ein Pawlowscher Hund werden wir deshalb "belohnt", wenn wir unseren Feed checken und Likes bekommen. Eine Welle an Glückshormonen flutet unseren Körper. Und wir werden "bestraft", wenn wir keine Likes bekommen oder negative Kommentare - aber auch, wenn wir die Apps nicht checken - mit Unruhe und der Angst, etwas zu verpassen (FOMO). 
  5. Social-Media ist Gift für dein Selbstbild und deine Körperakzeptanz: Besonders Instagram zeigt Menschen nicht so, wie sie wirklich sind. Auf den meisten Seiten geht es um Selbstoptimierung und durch Filter "geschönte" Menschen. "Snapchat Dysmorphie" ist ein neuartiges Krankheitsbild, bei dem vorzugsweise junge Mädchen sich von den gefilterten "Fotos" so beeinflussen lassen, dass sie sich dafür unters Messer legen. Instagram und Co. verstärken zudem Unsicherheiten und führen sogar zu schweren Essstörungen. 

Ich könnte noch unendlich viele weitere Gründe anführen...

Damals kannte ich aber nur einen Bruchteil dieser Fakten.

Doch ich wusste, dass ich auf keinen Fall eine süchtige Mutter werden wollte!

Also löschte ich meinen Facebook-Account und nahm mein altes Handy wieder in Betrieb - damit gingen nur noch SMS und Anrufe. Ich verzichtete auf jegliche Social Media Kanäle und auf alle unnötigen Nachrichten. 

Mir ging es super damit, auch wenn es am Anfang eine Umstellung war und viele Dinge mit einem höheren Aufwand verbunden waren (jetzt musste ich mir vorher ÖV-Verbindungen raussuchen und konnte Fotos nur noch per Mail verschicken).

Aber auf einmal hatte ich wieder viel mehr Zeit - mehr Zeit für mich und auch für mein Kind.

Vier Jahre lang hielt ich das durch. Erst mit Beginn meiner Selbständigkeit besorgte ich mir zögerlich wieder ein Smartphone und wurde auf LinkedIn beruflich aktiv. 

Doch bis heute halte ich folgende Regeln ein: 

  • Das Smartphone bleibt fast immer lautlos.

  • Ich erhalte keine Push-Benachrichtungen, außer für SMS und i-Message.

  • Meine E-Mails checke ich nicht auf dem Smartphone und auch Social-Media nicht.

  • Ab 18 Uhr und am Wochenende bleibt Social-Media tabu und ich nutze es ausschließlich beruflich.

  • Beim Essen oder wenn ich mit meinem Kind spiele, bleibt das Smartphone außer Reichweite.

Keine Sorge: Nur weil ich das gemacht habe, musst du nicht auch gleich ins Extrem gehen und dein Smartphone gegen ein prähistorisches Handy eintauschen oder dich aus allen Kanälen verabschieden!

Doch vielleicht willst du einmal selbstkritisch deine Smartphone-Zeit checken? 

Hier sind 7 Fragen, die dir selbst ein Gefühl für deinen Konsum geben können: 

  1. Wieviel Zeit verdaddelst du einfach nur mit Feed-Scrollen auf Insta, Twitter oder in WhatsApp?
  2. Wie oft am Tag checkst du deine Smartphone-Benachrichtigungen und verbringst Zeit damit, sie zu lesen?
  3. Verbringst du mehr Zeit mit deinem Smartphone als mit persönlichen Gesprächen oder Aktivitäten außerhalb des Internets?
  4. Hast du das Gefühl, dass dein Smartphone-Konsum deine Produktivität oder Konzentration beeinträchtigt?
  5. Wie oft hast du das Bedürfnis, dein Smartphone zu überprüfen, auch wenn du keine Benachrichtigungen erhalten hast?
  6. Nutzt du dein Smartphone häufig, um Langeweile zu bekämpfen oder unangenehme Situationen zu vermeiden?
  7. Hat dein Smartphone-Konsum negative Auswirkungen auf deine Schlafgewohnheiten?

Und jetzt kommen die wichtigsten Fragen: 

  • Wie fühlst du dich danach?
  • Entspannen dich diese Tätigkeiten wirklich oder fühlst du dich danach leer und machst deshalb weiter, weil du die Ruhe und Stille gar nicht mehr ertragen kannst?
  • Glaubst du, dass du dich besser fühlen würdest, wenn du weniger Zeit mit deinem Smartphone verbringen würdest?

Wenn du jetzt herausgefunden hast, dass dir der viele Smartphone- und Social-Media-Konsum nicht guttut, dann gibt es hier ein paar konkrete Tipps. Selbst kleine Verhaltensänderungen können GROSSES bewirken.

Hier sind 5 konkrete Tipps für mehr Zeit und weniger Ablenkung:

  1. Überdenke deine Gewohnheiten: Nimm die Zügel für dein Leben wieder selbst in die Hand, anstatt dich von Meta, anderen Großkonzernen oder deinem Smartphone lenken zu lassen. Der erste Schritt, besteht darin, bewusst die Entscheidung dafür zu treffen! Wie willst du deine kostbare Zeit künftig verwenden? Wo liegen deine Prioritäten? Statt drei Stunden pro Tag am Smartphone zu verbringen, kannst du diese Zeit nutzen, um dich zu entspannen, etwas für dich zu tun und/oder deine kreative Seite zu entfalten. Du kannst etwas ganz Neues entdecken, mit dem du Spaß hast und was dein Stresslevel senkt, anstatt es anzuheben. 

  2. Säubere deinen Feed von Inhalten, die dir nicht guttun: Anstatt Menschen zu folgen, die sich mit Selbstoptimierung befassen und dir direkt oder indirekt ständig suggerieren, du bist nicht gut genug, nicht dünn genug, nicht muskulös genug, nicht gebildet genug, nicht erfolgreich genug oder was auch immer... Folge stattdessen lieber Menschen, die das Leben, den Körper, die Selbstfürsorge und Selbstwert feiern und dir guttun. 

  3. Warum greifst du zum Smartphone? Was versuchst du mit dem Smartphone gerade zu überdecken? Schau dir deine internen Trigger an. Welchem unangenehmen Gefühl willst du entfliehen? Es ist nicht leicht, sich dem zu stellen, aber es lohnt sich. Ich möchte dich hiermit ermutigen, das Smartphone liegen zu lassen und dein Gefühl zuzulassen. Denn du wirst merken: wenn du es zulässt, wird es danach wieder verschwinden. 

  4. Plane eine feste Zeit pro Tag oder pro Woche für Nachrichten und Social-Media. Denk mal drüber nach: welche Nachrichten sind es wirklich wert, dass du ihnen deine wertvolle Zeit widmest? Musst du tatsächlich zu jeder Sekunde über alles Bescheid wissen, dich an jeder Diskussion beteiligen und jede Nachricht direkt beantworten. Oder reicht es nicht auch, einmal pro Tag oder sogar pro Woche zu festen Zeiten zu scrollen, zu posten, zu kommentieren oder zu antworten?

  5. Plane Auszeiten: Blockiere bewusst Zeit in deinem Kalender für DICH! Egal, ob es jeden Tag 5 Minuten Meditation oder einfach nichts tun nach dem nach Hause kommen sind, eine schöne Journaling-Übung oder 5 Minuten freie Kritzelei oder tanzen zu deinem Lieblingssong: Behandle dich genauso gut, wie dein Kind und nimm diesen Termin genauso wichtig, wie deine vielen Verpflichtungen.

Indem wir uns bewusst Zeit für uns nehmen und unsere Prioritäten neu setzen, können wir eine positive Veränderung in unserem Leben bewirken. Statt uns in endlosen Ablenkungen zu verlieren, lassen wir unsere kreativen Energien wieder fließen. Denn in der Kreativität finden wir Entspannung, Erfüllung und vor allem die Verbindung zu uns selbst.

All das und noch viel mehr findest du in unserem "Mami-Club"!

 

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